Addendum war das, was sich die große Mehrheit der Österreicher von Medien wünschen: neutral, ausgeglichen, ohne Emotionen und ohne laute Marktschreierei. Gelesen haben es dann die wenigsten - die meisten haben es nicht einmal gekannt. Nun wird es eingestellt.
Die Rechercheplattform war ein Medienprojekt von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz, so wie auch der Fernsehsender ServusTV. Als der Sender 2009 startete, war ich maßlos enttäuscht. Ein Heile-Welt-Brauchtumsfernsehen samt Logo eines Billigweines. Um mich herum aber wurde dem Sender aber Rosen gestreut. Besser als der ORF sollte er sein.
Ich habe mir damals besserers vom Mateschitz-Sender erwartet: kritische Nachrichten und Diskussionen. 10 Jahre später gab es die dann auch und über ServusTV wurde nicht nur gut geredet, sondern es wird auch immer mehr gesehen.
Bei Addendum war es anders: Als das Portal startete, war ich begeistert. Es bot gut recherchierte Information in einem sehr ansprechenden Kostüm. Weder war es ein Breitbart, noch glich es dem linkstendenziösen Einheitsbrei vieler anderer sogenannter Qualitätsmedien in Österreich. Außerdem griff es teilweise vollkommen neue Themenbereiche an und recherchierte diese bis ins kleinste Detail.
Vermisst habe ich eine Bewerbung des Mediums, nicht einmal auf ServusTV wurde Addendum empfohlen. Die Like-Zahlen auf Facebook hielten sich sehr in Grenzen. Der Aufwand für die Recherche und hochqualitative Umsetzung stand nie in Relation zu zu den Leserzahlen.
Erfolgreicher wäre Addendum mit dem, was von Frau und Herrn Österreicher immer an Medien kritisiert wird: marktschreierische, emotionale und tendenziöse Berichterstattung mit mehr Meinung als recherchierten Inhalten. Erstens wäre das viel billiger gekommen und zweitens hätte es polarisiert und die Klicks wären nach oben geschnellt.
Selbiges bei ServusTV: Wenn sich der Sender etwas an den amerikanischen FOX News orientiert und davon eine etwas hübschere europäisierte Version ohne extremen Einschlag, aber gleicher Angriffslust bietet - dann werden die Seherzahlen in die Höhe schnellen. Nicht nur in Österreich wäre dafür ein Markt, auch in Deutschland.
So eine Umsetzung würde zwar sehr viel Kritik auf sich ziehen. Wer aber schimpft, der kauft.
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