Kommentar: Unterschätzte Bürger

Noch vor drei Monaten war das Interesse seitens der Politik gering, den Torbogen im Schlosspark Lichtenegg zu sanieren. Jetzt - nach dem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss zur Sanierung - überbieten sich die Stadtpolitiker, vor dem mutwillig nach jahrelanger Vernachlässigung zur Ruine gemachten Torbogen zu posieren und sich selbst für die bevorstehende Renovierung zu loben. Das dürfen die Damen und Herren der Politik auch gerne, wenn sie einmal etwas richtig machen. Aber warum kommen die handelnden Personen erst so spät auf die erhellende Erkenntnis, dass der Schutz der historischen Bausubstanz der Stadt ein großes Anliegen der Bevölkerung ist? Nach zehnjähriger Erfahrung als von Berufs wegen politischer Beobachter musste ich immer wieder feststellen, für wie dumm viele Politiker die Bevölkerung halten. Die vorherrschende Meinung war, dass die Leute einfach nur ein Dach über dem Kopf haben wollen und Einrichtungen sowohl für die Kinder als auch für die Älteren gewährleistet sein müssen. Mehr Anspruch hat man den Welsern nie zugetraut. Wir sind ja schließlich eine Arbeiterstadt ohne nennenswertes Bildungsbürgertum. Dass aber auch der kleine Hackler gerne in einer ansprechenden Umgebung leben will und ganz nebenbei auch in seiner Freizeit ein vielseitiges Angebot in seiner Stadt erwartet, muss man der Politik immer wieder mühsam aufzeigen.

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